Diese Folge handelt von der Rolle. Von der Rolle, die wir uns selber geben. Von den Rollen, die die Gesellschaft, Freunde oder Familie uns aufstempeln. Wie wir sie annehmen, ablehnen und ablegen. Ebru Düzgün ist bei den Deutschen die Türkin, bei den Türken die Kurdin, bei den Kurden die Alevitin, bei Aleviten die Queere, erzählt sie.
"Auf dem rechten Auge blau" mit Kummer
"Mit Handylicht den ausgeschlagenen Zahn auf dem Asphalt suchen", rappt Felix Kummer auf seinem Song "9010". Als Jugendlicher musste der Musiker oft vor Neo-Nazis wegrennen - nicht immer ist ihm das gelungen. Aus seiner Heimat Chemnitz wollten er und seine Band Kraftklub aber nie weg. Manche Medien stellten sie allein deswegen schon auf einen Sockel. Eine Nüschel-große Skulptur hätten Kummer und Co. in jedem Fall für das #wirsindmehr-Konzert verdient. Aber ein Denkmal wollten sie dafür nie. „In der Schule wurde uns immer erzählt, dass eine antifaschistische Grundhaltung selbstverständlich sein sollte“, sagt Kummer in unserer neuen Folge.
Er hat ein Solo-Album gemacht und seinen "Scherznamen" zum "Ernstnamen" getauscht. Aus Felix Brummer wurde Kummer und seine Texte wurden ebenso ernst und unironisch. "Kiox" – ein dringliches Album, ein eindrückliches Album, und nun, vermutlich deswegen, ein Nummer 1 Album. Gemeinsam mit Kummer haben wir über Radikalisierung und Rechtsextremismus gesprochen. Für die wissenschaftliche Einordnung diesmal mit dabei: Julia Ebner. Die österreichische Autorin ist Extremismusforscherin und Politikberaterin am Londoner Institute for Strategic Dialogue. Sie schleust sich in Extremisten-Netzwerke ein, von Alt-Right-Bewegungen, über den IS bis zu den Gruppen, die die rechte Blitz-Mobilisierung in Chemnitz geplant haben.
Ein Gespräch über Empathie und Extremismus, über Chemnitz, Kummer und Radikalität. Mehr Machiavelli: www.instagram.com/machiavellipodcast
Der Mauerfall - mit Zugezogen Maskulin
Heute vor 30 Jahren bröckelte die Berliner Mauer. Mit wem könnte man besser darüber sprechen, was Deutschland teilt und eint, als mit einem Westdeutschen und einem Ostdeutschen: Grim104 und Testo von Zugezogen Maskulin zu Gast im Machiavelli Podcast. Fünf Minuten Fußweg sitzen Vassili und Jan entfernt von der Stelle, an der eine Mauer Deutschland trennte. Aber ist die Mauer wirklich weg, nur weil der Beton eingerissen wurde? Oder steht sie eigentlich immer noch in den Köpfen der Deutschen? Was unterscheidet Ostdeutsche von Westdeutschen? Gibt es überhaupt Unterschiede oder ist das alles nur übergestülpt und eingebildet? Ein Konstrukt von Medien und Politik? Darüber haben Vassili und Jan mit Grim104 und Testo von Zugezogen Maskulin gesprochen. Grim104, geboren und aufgewachsen im friesländischen Zetel und Testo, geboren in Lepizig, aufgewachsen in Stralsund, sind die schönste Liebesbeziehung im Deutschrap seit TicTacToe: präzise Beobachtungen, klug beschriebene, dichte Erzählungen mit Brechungen und ohne Klamauk. Genau so, waren sie auch in der neuen Folge vom Machiavelli Podcast.
Erinnerungs-Kultur - mit Max Herre
"Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte", rappte Max Herre 1997 und verknüpfte sein eigenes Leben mit politischen Ereignissen. Zwanzig Jahre später legt der berühmteste Sohn aus dem Schoß der Kolchose seinen Kopf wieder aufs Gleisbett. Auf seinem neuen Album "Athen" und mit Vassili & Jan im Podcast, horcht Max Herre in die Vergangenheit; entwickelt seine eigene Art der Erinnerungskultur.
Zusammen denken sich die Drei zu den Anfängen, denen wir doch immer wehren sollen, zur politischen und persönlichen Geschichte Griechenlands und den ersten erinnerten Fetzen von Engagement. Die "Fridays-For-Future"-Bewegung weckt in Max Gedanken an seine ersten Erfahrungen mit Solidarisierung in seiner Abizeit auf Demos gegen den Golfkrieg. "Das war ein unglaublich tolles Gefühl. Es gab einen Cause, der uns wichtig war und es war dieses Gefühl von 'wenn wir uns das alle trauen, dann funktioniert das auch'."
Woran müssen wir uns erinnern? Wie wollen wir uns erinnern? Und was lernen wir daraus für die Gegenwart?
Die Moral der Geschichte - mit 3Plusss
Wir wagen ein Experiment: die Machiavelli-Gesellschaft. Rund hundert Menschen in einem ehrwürdigen Club in Düsseldorf entscheiden über Moral. Kann man einen Rapper hören, der Frauen verachtet Das klingt ein bisschen wie die "ZEIT", die mal über die Seenotrettung titelte: "Oder soll man es lassen?" - zynisch und indiskutabel. Aber die persönliche moralische Grenze muss jeder für sich ziehen. Einer, der seit Monaten moralische Grenzen im Internet zieht und damit sehr erfolgreich ist, ist der Rapper 3Plusss. Der etwa schreibt: "Stellt euch vor: Übern alten Freund kommt raus, er hat seine Frau geschlagen […] würdet ihr mit ihm chillen? Frage für Rapper." Fragen für euch: Kann man einen Künstler hören, der promblematische Dinge rappt, sagt, tut? Und müssen Politiker moralisch sein? Sind sie ihrem Gewissen verpflichtet oder nur sich selbst? All das live vom Edelweisspiraten-Festival in Düsseldorf.